Schwebende Leichtigkeit, Flirren und Schillern des Klanges - so lässt
sich das Klangerlebnis des Trio Spedito beschreiben. Die drei Musiker, die aus den Reihen und dem Umfeld der Nürnberger Symphoniker stammen, waren am Sonntagabend die Protagonisten des 2. Pfaffenhofener Rathauskonzertes. Das lebendige Zusammenspiel zwischen Harfe (Elisabeth Connor), Querflöte (Frank Schallmayer) und Bratsche (mit dem aus Pfaffenhofen stammende Christian Sauer) bietet eine Fülle an selten gehörten Klangfarben. Ganz zu Hause ist diese Instrumentierung natürlich im Impressionismus und der Zeit um die Jahrhundertwende; und naturgemäß dominiert bukolische Motivik Claude Debussy steht am Ende des Programms und steckt das Feld ab, auf dem sich
Michio Miyagi und Arnold Bax, Vincent Persichetti und Enrique Granados als seltener gehörte Komponisten der Moderne tummeln dürfen, mit denen bekannt gemacht zu werden man dankbar ist. Mit Leclairs Sonate op. 2 wird ein Ausflug in die Barockzeit unternommen. Der Rathaussaal war ausverkauft. ( Pfaffenhofener Stadtzeitung 11.11.2012) |
Es
tönt ein voller Harfenklang
Erstaunliche klangliche Homogenität mit dem Trio Spedito Von Florian Erdle Pfaffenhofen (PK) Man nehme ein Heimspiel (Bratscher Sauer), eine Wiederkehr (Harfenistin Conner), eine hervorragende Klangmischung, einen ausverkauften Saal – und man erhält das perfekte Rathauskonzert. Claude Debussy ist schuld am zweiten Rathauskonzert. Er hat nämlich 1915 das erste Werk für die Besetzung Flöte, Viola und Harfe geschrieben, zu der sich vor knapp zwei Jahren auch drei Musiker der Nürnberger Symphoniker zusammengefunden haben. Als Trio Spedito harmonieren Christian Sauer – aus der musikalischen „Dynastie Sauer“ –, Elisabeth Conner – vor fünf Jahren bereits in einem Betz’schen Meisterschülerkonzert im Rathaus zu Gast – und Flötist Frank Schallmayer im Zusammenspiel ebenso gut wie die klangliche Kombination ihrer drei Instrumente. Ausdrücklich zu loben ist (im Gegensatz zu einem in den ersten Minuten gelegentlich mitwirkenden Hörgerät) der Rathaussaal, dessen Akustik für die erfreuliche klangliche Balance des Trios den überaus geeigneten Rahmen bildete. Auf dem weit tragenden Fundament der Harfe konnten sich die Timbres von Sauers balsamischer Bratsche und Schallmayers flexibler Flöte ideal entfalten. Wohl ganz unabhängig von Debussy hat der Engländer Arnold Bax, nachmals immerhin Master of the King’s Music, 1916 sein „Elegiac Trio“ geschrieben. Deutlich kommt, auch in einer gewissen Dominanz der Harfe, Bax’ Vorliebe für das Keltische zum Ausdruck; in das träumerische Zusammenspiel von Viola und Harfe wirft die Flöte zum Schluss hin trillernde Begleitfiguren ein. Angeregt von einem tragischen Anlass, dem Dubliner Osteraufstand, tröstet sich die Elegie offensichtlich mit der Erinnerung an oder der Hoffnung auf bessere Zeiten. Anders als diese irisch-lyrisch gehaltene Trauermusik präsentiert sich Vincent Persichettis (Duo-)Serenade Nr. 10 in sieben kurzen Sätzen (1957) als eher aphoristisches Kompendium verschiedenster Spieltechniken auf kleinem Raum, das in nicht zehn Minuten von der Flötenkantilene bis zur Perkussionsharfe fast alles Denkbare aufbietet. Wie gut Flöte und Viola harmonieren und wechselseitig ihre Klänge aufnehmen, zeigt besonders der musikalische Dialog von Sauer und Schallmayer in einer barocken Triosonate, dem op. 2 Nr. 8 von Jean-Marie Leclair; unter den Händen von Elisabeth Conner wird die vielsaitige Harfe dabei ein erfreulich luftiger Cembalo-Ersatz. Der Franzose Leclair wurde übrigens 1764 erstochen – an seiner Musik kann es nicht gelegen haben. Nach der Pause folgten zunächst drei Duo-Blöcke, jeweils mit Harfe und jeweils mit der viel beschäftigten Elisabeth Conner, die auch in Passagen bloßer Begleitung stets äußerst abgestuft musizierte. An ein „Meer im Frühling“, eine aparte Spielart von japanischem Impressionismus, schlossen sich drei der insgesamt zwölf Spanischen Tänze von Enrique Granados an. Im Original zwar eine Klavierkomposition, klingt das hier so gut, als wäre es für nichts anderes als Harfe und Flöte geschrieben. Wunderbar abgestimmt trifft Frank Schallmayers Flöte die schwebende Leichtigkeit dieser bezaubernden Musik, von der man gleich noch mehr hören möchte. Als Bratschen-Bravourstück gestaltete Christian Sauer zart nuanciert Alexander Glasunows g-moll-Elegie und sorgte für fünf Minuten schönster russischer Streicherwehmut ganz ohne übertriebene „Drücker“, sozusagen nobel gedämpftes Unglück am Stück. Erst zum Schluss folgt – wahrlich keine geringe Konzentrationsleistung – mit der Debussy-Sonate das Opus primum für diese Besetzung. Vieles wirkt darin wie aus dem Augenblick erfunden, ein Ausprobieren von Klängen in flexiblem Rhythmus, der große Anforderungen an exakte Einsätze stellt. Nicht zum Schaden der Musik hob die Interpretation gerade im zweiten Satz das doch mitkomponierte Augenzwinkern leicht hervor und nahm dem Stück damit einen Teil seiner etwas kühlen Distanziertheit. Interpreten (wie Publikum) hielten bis zum Schluss die volle Aufmerksamkeit. Das zweite Rathauskonzert mit dem Trio Spedito: Claude Debussy sei Dank! ( Pfaffenhofener Kurier 17.11.2011) |